Ralf Schöngart gewinnt den Deutschland-Cup

Ein Erlebnisbericht

In diesem Jahr fand der Deutschland-Cup vom 29. September 2017 bis zum 04. Oktober 2017 statt. Seit 2010 wird dieses bundesweite Amateurturnier in Wernigerode ausgetragen. Gespielt wird in 12 Gruppen mit jeweils 100-Punkten DWZ, wobei die Obergrenze bei DWZ 2200 liegt. In diesem Jahr wurden erstmalig 7 Runden gespielt, was leider ein wenig zu Lasten des ansonsten umfangreichen Rahmenprogramms ging. Gerade dieses Rahmenprogramm macht das Turnier auch als Urlaubsturnier für nicht-Schach-spielende Begleiter interessant. Mein Quartier habe ich wiederum in der Altstadtpension Orchidee aufgeschlagen. Vielen Dank auch an dieser Stelle an Frau Seering und ihr Team für die herzliche Betreuung (incl. Daumendrücken!) und das phänomenale Frühstück!

Ich selbst habe diesmal mit meiner aktuellen DWZ von 1985 in Gruppe 3 (DWZ 1900 – 2000) gespielt. Da in Gruppe 1 (DWZ 2100 – 2200) jedoch nur 1 Spieler und in Gruppe 2 (DWZ 2000 – 2100) nur 4 Spieler angemeldet waren, wurden diese drei Gruppen zusammengelegt, am Ende jedoch getrennt gewertet. Ich erwischte einen „Traumstart“ ins Turnier:

In der ersten Runde spielte ich mit Weiß gegen Achim Stanke (SK Bad Harzburg, DWZ 1942). Nach einer seltenen Variante im Königsindisch konnte ich in der Eröffnung einen Bauern gewinnen und nach einigem taktischen Hin- und Her den schwarzen König auf h1 (!) mit Springer und Turm Matt setzen.

In Runde 2 musste ich mit Schwarz gegen Arne Joppien (TSV Germania Cadenberge, DWZ 1922) antreten. Nach dem Damenbauernspiel versuchte sich Weiß mit einem taktischen Manöver, welches jedoch nur die schwarze Stellung verbesserte. Kurz vor der Zeitkontrolle konnte ich einen Bauern gewinnen. Und anschließend konnte ich mit einem kleinen Taktiktrick (diesmal funktionierte er!) in ein gewonnenes Bauernendspiel abwickeln.

Die dritte Runde spielte ich mit Weiß gegen Thomas Spiess (SK Ricklingen, DWZ 1983). Es kam das slawische Damengambit auf’s Brett und Schwarz versuchte, den Mehrbauern zu verteidigen. In dieser Partie gab es einige spannende Abspiele, am Ende hatte ich jedoch ein nicht mehr abzuwendendes Matt erreicht. Diese Partie zum Nachspielen sowie einige Berichte, Fotos und alle Tabellen findet man auf der offiziellen Turnierseite des Deutschland-Cup.

Mit 3 aus 3 hatte ich bereits einen ganzen Punkt Vorsprung vor dem Verfolgerfeld! Deswegen wählte ich in der zweiten Partie (an diesem Tag wurde die einzige Doppelrunde gespielt) mit Schwarz gegen die Nr. 1 der Wertungsgruppe 3, Thomas Stark (SC Schachelschweine, DWZ 1998), auch ein ruhiges Abspiel des slawischen Damengambits. Aber auch in dieser Partie konnte ich durch eine taktische Kombi einen Bauern gewinnen. Direkt nach der Zeitkontrolle ließ ich mich dann aber von einem eigentlich harmlosen Turmzug erschrecken und sah eine Springergabel, die es aber gar nicht gab. Anstatt also ganz in Ruhe meine Gewinnstellung mit dem entfernten Freibauern zu verwerten, wickelte ich in ein Turmendspiel mit Minusbauern ab. Dieses Endspiel war dann allerdings technisch relativ einfach für mich Remis zu halten.

In Runde 5 spielte ich mit Weiß gegen Denis Schermer (TV Fischbek, DWZ 1964). Wiederum kam es zum slawischen Damengambit. Ich ging allerdings davon aus, dass Denis sich vorbereitet und eine Verbesserung für Schwarz gefunden hatte. Also wählte ich ein Abspiel, in dem Schwarz problemlos Ausgleich bekommt, aber um in Vorteil zu kommen, etwas riskieren muss. Das wollte mein Gegner nicht und bot mir (etwas entnervt) nach 14 Zügen Remis an. Spielt sich gar nicht so schlecht, wenn man in der Führungsposition ist!

In Runde 6 traf ich auf meinen zweiten Verfolger: Mit Schwarz gegen Frank Schönfeld (VfL Gräfenhainichen, DWZ 1954). Frank und ich kennen uns seit meiner ersten Teilnahme am Deutschland-Cup 2012 und mögen uns sehr! Allerdings ruht diese Freundschaft natürlich während der Partie. Hier ließ ich im Mittelspiel einen einzügigen Gewinn aus und Frank konnte sich aus der Umklammerung befreien. In einer Stellung mit Chancen für beide Seiten einigten wir uns nach knapp 30 Zügen auf Remis. Das war bereits der zweite „verschenkte Halbe“, hoffentlich rächt sich das nicht … Aber meine anderen Verfolger konnten daraus kein Kapital schlagen und somit führte ich vor der letzten Runde immer noch mit einem halben Punkt Vorsprung.

Diese letzte Runde spielte ich dann mit Schwarz gegen die Nr. 1 der Wertungsgruppe 2, Ingo Thomas (Krefelder SK, DWZ 2091). Zu meiner Überraschung bot mir mein Gegner nach 5 Zügen Remis an, um seinen Sieg in der Wertungsgruppe 2 sicherzustellen. Damit wäre mir Platz eins oder zwei nicht mehr zu nehmen gewesen. Aber für den Turniersieg war ich abhängig vom Ergebnis Schermer – Schönfeld, denn der Sieger dieser Paarung würde nach Punkten zu mir aufschließen und dann müsste die Buchholzwertung über den Turniersieg entscheiden. Nach halbstündiger Bedenkzeit nahm ich dann aber doch das Remisangebot an. Und gute drei Stunden später einigten sich meine Verfolger ebenfalls auf Remis. Damit stand ich mit 5,0 Punkten nicht nur als Sieger der Wertungsgruppe 3 fest, sondern sogar als alleiniger Sieger des gesamten Turniers!

Ich kann diese Veranstaltung nur empfehlen, denn neben hervorragenden Spielbedingungen beim Schach (Danke ans Org-Team!) wird auch ein interessantes Rahmenprogramm angeboten, so dass hier auch nicht-Schach-spielende Begleitpersonen ein paar schöne Tage verbringen können! Wer sich den Termin schon mal vormerken möchte: 2018 findet das Turnier vom Dienstag, 02. Oktober bis zum Sonntag, 07. Oktober wieder in Wernigerode statt!

Euer

Ralf Schöngart

Ralf Schöngart mit Pokal

Ralf Schöngart mit Pokal