Der letzte Spieltag in der Bezirksoberliga gegen die zweite Mannschaft des Stader SV stand für die Schachfreunde Buxtehude unter keinen guten Vorzeichen:
Spitzenspieler Torge Albrecht stand genau so wenig zur Verfügung wie Mannschaftsführer und Top-Scorer Bernd Skalmowski. Da auch etliche andere Spieler aus Termin- oder Krankheitsgründen nicht antreten konnten, waren nur 7 SFB’er am Start. Nach langen Überlegungen wurde entschieden, Brett 1 kampflos abzugeben. Das hatte mehrere Gründe:
- Der stärkste Stader Dirk Hilck wurde „aus dem Rennen genommen“
- Es wurde ein Schwarz-Brett frei gelassen
- Das Hauptargument: Alle SFB’er konnten ein Brett tiefer spielen.
Diese Strategie sollte sich letztendlich auszahlen. Nachdem wir also gleich mit 0 : 1 hinten lagen, mussten wir auch noch das 0 : 2 hinnehmen. An Brett 5 spielte Helmut Blanck mit Schwarz gegen Annika Evers. In einem Damenbauernspiel erreichte Schwarz eine vorteilhafte Stellung, übersah dann aber leider einen Qualitätsverlust und musste wenig später aufgeben. Den Anschlusstreffer schaffte Burkhard Drewes an Brett 4 gegen den neuen Stader Vereinsvorsitzenden Bernd Micheel. Nach der Eröffnung entfachte der Stader einen vehementen Bauernsturm gegen den weißen König. Burkhard ließ sich davon jedoch nicht beeindrucken und besetzte seinerseits die geöffnete H-Linie mit einem Turm. Durch ein taktisches Manöver gewann Weiß nicht nur einen Bauern, sondern setzte auch noch überraschend Matt. Den Ausgleich erzielte Ralf Schöngart an Brett 2 gegen Jan Kragge. Nach der Anti-Meraner Variante im Slawischen Damengambit entstanden bei Schwarz einige Lücken am Königsflügel, die der Buxtehuder zu einem sehenswerten Mattangriff nutzen konnte. Die erneute Führung für Stade musste Thomas Kebsch an Brett 8 gegen Christoph Meyer zulassen. Nach einer seltenen Variante gegen das Wolga-Gambit sah sich Weiß einem heftigen schwarzen Angriff ausgesetzt. Die Verteidigung gegen diesen Angriff kostete leider sehr viel Bedenkzeit, so dass Thomas in einer inzwischen remis-verdächtigen Stellung im 40. Zug (!) die Zeit überschritt. Den erneuten Ausgleich steuerte Paul Urbanek an Brett 3 gegen Moritz Hammann bei. In einer englischen Partie sah es lange so aus, als ob der SFB‘er Probleme mit seiner Grundlinie und einer geschwächten Königsstellung bekommen sollte. Dafür hatte Schwarz aber einen starken gedeckten Freibauern auf der 3. Reihe. Bei knapp werdender Bedenkzeit (natürlich nicht bei Paul!) konnte Schwarz jedoch zwei Bauern erobern und das Endspiel trotz ungleich farbiger Läufer sicher gewinnen. Es ist immer wieder beeindruckend, wie Paul solche Endspiele behandelt! Jetzt liefen noch zwei Partien, die den Zuschauern alles abverlangten! An Brett 7 spielte Volker Harms gegen Marcus Hamann Russisch. Durch geschicktes Lavieren konnte Volker einen Bauern gewinnen, zu dem sich bald noch ein Zweiter und Dritter dazugesellte. Nachdem die Zeitkontrolle mit 4 Sekunden (!) auf der Uhr geschafft war, erwarteten alle Kiebitze ein schnelles Ende der Partie. Aber es entstand ein kompliziertes Springer-Endspiel, in dem Weiß plötzlich ganz unerwartet doch noch Remis-Chancen bekam. Aber nach knapp 6 Stunden Spielzeit hatte Volker dann doch noch – sehr zur Freude der SFB-Mannschaftskollegen! – die zündende Idee und einer seiner zwei verbliebenen Mehrbauern wäre unaufhaltsam zur Dame gegangen. Und nur wenige Sekunden danach war dann auch die letzte Partie beendet. An Brett 6 spielte Stefan Klein gegen den Stader Mannschaftsführer Matthias Schröder. Auch hier kam es zur englischen Eröffnung und die Stellung war lange Zeit ausgeglichen. Dann übersah der Buxtehuder aber eine Mattdrohung, die ihn einen Bauern kostete. Im Damenendspiel wäre Stefan dann fast noch ein Dauerschach geglückt, aber mit knapper Bedenkzeit fand er nicht immer die beste Fortsetzung, so dass der Stader 5 Sekunden vor Partieende doch noch matt setzen konnte.
Damit war ein überaus spannender Mannschaftskampf beendet und das alles in allem gerechte Endergebnis von 4 : 4 stand fest. Durch dieses Unentschieden beenden die Schachfreunde Buxtehude die Saison auf einem versöhnlichen 6. Tabellenplatz und spielen auch in der nächsten Saison wieder in der Bezirksoberliga.
Ralf Schöngart